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Ist es wirklich wichtig, fahrradfreundliche Städte zu haben? Wenn ja, wie plant man solche Städte? Erfahren Sie mehr in diesem Artikel.
Das Fahrrad wird als eins der schnellsten, flexibelsten und zuverlässigsten Gefährten im Transportsektor angesehen. Seit der Pandemie stieg die Nachfrage nach Fahrrädern weiter an. Der Lockdown hat viele Menschen dazu motiviert, ihre Fahrräder aus dem Keller zu holen oder gar eins zu kaufen, um ihre Gesundheit zu stärken und einfach Spaß zu haben. Nun folgen ein paar Zahlen, um darzustellen, wie sehr die Nachfrage gestiegen ist:
Das Meiden von öffentlichen Verkehrsmitteln und das vermehrte Aufkommen von Fahrradverleihsystemen hat teilweise zum Fahrrad-Boom beigetragen. Allerdings haben Anreize der Regierung, ähnlich wie in Kopenhagen, wo mehr Radfahrspuren entwickelt und Radschnellwege geschaffen wurden, eine noch wichtigere Rolle in dieser Entwicklung gespielt.
Andererseits hatten Händler Probleme der hohen Nachfrage nach Fahrrädern hinterherzukommen, vor allem aufgrund der Beschränkungen, die weltweite Lieferketten störten. Ein großer britischer Einzelhändler sagte, dass die Kunden nach den Fahrrädern griffen wie Piranhas. Auch wenn die Frage bleibt, ob der Fahrrad-Boom wieder abflachen wird, sehen wir eine große Nachfrage nach den Zweirädern. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, mehr über fahrradfreundliche Städte zu lernen; Pandemie hin oder her.
Der englische Begriff “Copenhagenize” beschreibt das fahrradfreundliche Gestalten einer Stadt. Das Wort Copenhagenize und der Copenhagenize Index (später mehr dazu) leiten sich von der Stadt Kopenhagen ab. Die Hauptstadt Dänemarks ist bekannt für seine fahrradfreundlichen Straßen; ähnlich wie sein niederländisches Pendant.
Amsterdam und Kopenhagen sind bereits seit einer langen Zeit fahrradfreundliche Städte. Einen Status, den sie sich nach langem Ringen in den 1970ern verdient haben. In Kopenhagen gibt es ca. 675.000 Fahrräder – fünfmal mehr Zweiräder als Autos. Das heißt, dass 29% aller Reisen und 41% aller Pendelfahrten zur Arbeit oder Uni in Kopenhagen mittels Fahrrad geschehen.
Dank der sicheren Fahrradwege und den stetigen Investitionen zur Verbesserung und Entwicklung von Fahrradwegen profitiert die Stadt von Verbesserungen in der Gesundheit der Einwohner und vom gesteigerten Umweltschutz. Allerdings gibt es auch ökonomische Vorteile: 4,80 Kronen pro zurückgelegten Kilometer mit dem Rad und 10,09 Kronen pro ersetzten Motor durch Fahrräder.
Die ökonomischen Vorteile ergeben sich aus kürzeren Pendelzeiten (weniger Verkehr auf den Straßen), weniger Krankschreibungen und mehr Umsätzen im Einzelhandel (da mehr Menschen mit dem Rad in die Läden fahren). Jetzt stellen Sie sich vor, man würde den Gewinn mit Millionen von Kilometern multiplizieren.
So ähnlich ist auch Freiburg eine fahrradfreundliche Stadt und besitzt über ein gut durchdachtest Transportsystem. Freiburg wird als die ökologische Hauptstadt Deutschlands bezeichnet. International wird die Stadt als lebensfreundliche, nachhaltige, kindgerechte und historisch erhaltene Stadt anerkannt. Freiburg priorisiert seine Fußgänger, Fahrradfahrer und öffentlichen Verkehrsmittel. Deshalb trotzt sie mit den folgenden Privilegien:
Vielleicht liegt es an Amsterdam, Kopenhagen und Freiburg, dass auch andere Länder es den Städten nachahmen und fahrradfreundliche Städte entwickeln. In manchen werden Ideen erfolgreich umgesetzt, in anderen scheinen die Ergebnisse noch nicht zufriedenzustellen.
Auf der Mackinac Island, Michigan USA, wurde ein Verkehrssystems, das sich ausschließlich an Fahrräder richtet, erfolgreich umgesetzt. Die Regierungswebseite Michigans erwähnt, dass die Insel stolz seine über 70 Meilen (112 km) lange Fahrradwege präsentiert. Außerdem schmückt sich die Insel damit, dass 170 Fahrräder jährlich pro Einwohner hinzukommen. Auf der Insel leben 500 Einwohner, dennoch werden jährlich 85.000 Fahrradlizenzen ausgestellt.
Warum gibt es so viele Lizenzen bei so einer geringen Einwohnerzahl? Die meisten Lizenzen werden an Besucher vergeben, die auf die Insel kommen. Da motorisierte Fahrzeuge nicht zugelassen sind, bringen die Urlauber entweder ihre eigenen Fahrräder mit oder leihen sich eins aus.
Wenn wir nun in den Südwesten nach Colorado schauen, dann sehen wir dort einen Vorschlag, ein Fahrradparadies ganz nach niederländischem Vorbild zu erschaffen. Das Paradies für Fahrradfahrer soll Cyclocroft genannt werden.
Laut InsideHook, tat sich der Blogger der Webseite Mr Money Mustache, Pete Adeney, mit der niederländischen Firma B4place zusammen, um Cyclocraft zu designen. Die Fläche von Cyclocraft nimmt ca. 484 Fußballfelder ein, auf die ca. 50.000 Menschen passen. Auch wenn das Projekt sehr lobenswert ist, wird häufig kritisiert, dass der Ort abgeschottet von der restlichen Gesellschaft sein wird, anstatt in eben diese integriert zu werden. Regierungen sollten laut der Kritik eher danach streben, derartige Projekte in die Gesellschaft einzubinden.
Auch wenn Regierungen solchen Versuchen nachgehen, entwickeln sich diese Initiativen nicht unbedingt wie geplant. Fehlschläge sah man auch in Punes mehrfachen Fehlversuchen die ‘City of Cycles’ (Stadt der Räder) in Indien wiederzubeleben. Die Versuche scheiterten vermutlich an einem Fehlen von Ordnung und klaren Prioritäten. Dazu kamen auch Herausforderungen in Verhaltensmustern. Allerdings sollte sich Pune nicht von den Fehlern beirren lassen, denn die Vorteile, die mit einem ausschließlich für Fahrräder ausgerichtetem Verkehrsnetz kommen, überwiegen die Risiken.
Daten können nicht nur die Fahrradnavigation erleichtern, sondern das Sammeln und Analysieren der Daten kann dabei helfen, Probleme in der Radweginfrastruktur zu erkennen und die Gestaltung zu verbessern. Der Copenhagenize Index ist die umfassendste und ganzheitlichste Rangliste für fahrradfreundliche Städte auf der ganzen Welt. Welche Faktoren spielen in die Berechnungen dieses Indexes mit hinein? Das sagt die Webseite des Index:
Wenn der Grad der Fahrradfreundlichkeit festgestellt wurde, kann herausgefunden werden, welche Bereiche der Infrastruktur verbesserungswürdig sind. Die European Cyclists’ Federation (EFC) erklärte, dass Satellitenbilder Daten über Standorte beinhalten und von Fahrrad-Apps gesammelt werden können. Die Daten können dann wiederum in Fahrrad-Regulierungen und Infrastrukturen implementiert werden. Dazu können Informationen zu Bereichen wie bevorzugte Strecken, Anzahl der Radfahrer, Geschwindigkeit, Verspätungen an Kreuzungen, Orte mit hoher Nachfrage, Probleme auf Radwegen und Rückmeldungen genutzt werden.
Leider wurde nicht erwähnt, wie die Parameter von Copenhagenize Index und ECF verarbeitet werden. Aber vielleicht hat die Forschungsarbeit Evaluating Large Cycling Infrastructure Investments In Glasgow Using Crowdsourced Cycle Data, aus dem Jahr 2019, von Hong, McArthur und Livingston Antworten auf diese Frage.
Die Forscher sammelten zwischen 2013 und 2016 Radverkehrsdaten aus Strava sowie aus Glasgow und führten manuelle Zählungen von Radfahrern in Glasgow im Jahr 2014 durch. Die Daten wurden durch eine Poisson-Verteilung geleitet, um zu bewerten, ob die Radverkehrsgestaltung tatsächlich mehr Menschen zum Fahren mit dem Fahrrad bewegt hat. Die neuen Radstrecken wurden teilweise während der Commonwealth Games 2014 gebaut. Die Poisson-Verteilung wurde genutzt, da dieses Modell “unbeobachtete Heterogenität” berücksichtigt.
Es gibt so viel von fahrradfreundlichen Städten zu lernen. Erfolgreiche fahrradfreundliche Städte sind gute Beispiele, um zu verstehen, was funktioniert. Und aus den nicht so erfolgreichen Projekten kann man dazulernen und in Zukunft die gleichen Fehler vermeiden. Aber wie der Copenhagenize Index erwähnt, unterscheiden sich fahrradfreundliche Städte von Ort zu Ort. Mit jedem neuen Schritt wird mehr auf die Bedürfnisse der Bürger eingegangen.
Das bedeutet, dass jeder, der versucht seine Stadt fahrradfreundlicher zu machen, die Bedürfnisse seiner Bürger bedenken muss. Ein einfaches Kopieren der erfolgreichen Projekte wird hierbei nicht genügen. Manchmal geht es darum eine hervorragende Idee für eine auf Fahrräder ausgerichtete Stadt in Sydney zu haben (velotopia) und dann geht es darum eingetopfte Pflanzen als Schutz und Abgrenzung für den Fahrradsteifen aufzustellen und nicht einfach eine Linie auf den Asphalt zu malen.
Aber lassen Sie uns eine Sache weiterhin im Kopf behalten und diese ist in allen Städten wichtig: Wie Autofahrer sich im Straßenverkehr verhalten müssen, um in Harmonie mit den Radfahrern die Straßen zu nutzen. Nun folgen ein paar Tipps der App Waze:
“Jeder hat Frieden auf den Straßen, wenn ein Teil der Straßen ihm/ihr gehört.”
Sara Studdard, Leiterin für regionale Innovationen bei People For Bikes (zitiert nach Waze).
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