Der NGO-Fahrrad-Volksentscheid und seine Big-Data-Relevanz

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Fühlen Sie sich manchmal verunsichert, Fahrrad zu fahren? Wollten Sie schon immer mal Rad fahren und sich dabei keine Sorgen machen, ob sie von einem Auto angefahren werden könnten? In Deutschland existiert eine NGO mit dem Namen Changing Cities, die sich mit nachhaltiger Mobilität auseinandersetzt und sich genau dieses Problem zum Ziel gesetzt hat. “Haben wir den Mut, Stadt neu zu denken?”, ist das erste, was Ihnen auf ihrer Webseite begegnet. Daher erfahren Sie in diesem Artikel, um was es bei Changing Cities geht und was Big Data damit zu tun hat.

Wer ist Changing Cities?

Changing Cities e.V. ist eine gut vernetzte und unabhängige Organisation. Sie setzt sich für ein bezahlbares Leben in Städten, sicheres Radfahren, gute Mobilität und Verkehrswege ein. Diese Ziele erreichen sie durch Kampagnen und Projekte in Berlin und im ganzen Land.

“Eine menschenfreundliche Stadt wird nicht vom Verkehrslärm bestimmt, bietet Luft, die wir gerne atmen, und Plätze, die zum Verweilen einladen. Mobilität in dieser Stadt steht allen Menschen in gleicher Weise zur Verfügung. Mobilität darf weder Gesundheit noch Leben gefährden. Sie ist sicher, komfortabel, klimafreundlich und barrierefrei.

Das bedeutet auch Einschränkungen für den Kfz-Verkehr, um mehr Platz für uns Menschen zu schaffen. Der befreite öffentliche Raum steht dann wieder allen Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt zum Spielen, Feiern, Leben und als Ort der Begegnung zur Verfügung. Die gute Stadt für alle ist keine weit entfernte Utopie, sondern machbar und notwendig.”

Leitbild von Changing Cities

Die Organisation entwickelte sich aus dem Netzwerk Lebenswerte Stadt e.V. heraus, die erfolgreich einen Fahrrad- Volksentscheid durchführte. Innerhalb weniger Monate, wurde Radfahren zu einem sehr wichtigen Thema im Berliner Wahlkampf. Allerdings konnte das nur durch kreative Aktionen, einer lauten Stimme in den Medien und der Sammlung von über 100.000 Unterschriften erreicht werden.

Die NGO behauptete, dass das erste deutsche Fahrradgesetz und eine Investition von 600 Millionen Euro in den Ausbau der Radinfrastruktur bis 2030, der Beweis für ihre Bemühungen ist.

Kampagnen und Projekte für eine fahrradfreundlichere Stadt

Die Organisation setzt sich für die schwächsten Verkehrsteilnehmer ein und hält beispielsweise Mahnwachen für Radfahrer und Fußgänger ab, die im Verkehr verletzt wurden oder verstarben.

Als Teil ihrer Abstimmung im März 2016, wurde eine Mahnwache abgehalten, um den Tod des Jeep-Fahrers zu gedenken, der von zwei Rasern am Ku’Damm durch rücksichtsloses Fahren getötet wurde. Im Juli 2016 hielten sie die erste Wache für einen schwerverletzten Fahrradfahrer. Einen Monat später kam es zur ersten Mahnwache für einen verstorbenen Radfahrer.

Mit diesen Wachen, die zusammen mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e.V. erfolgten, gedachten sie an all die Fahrradfahrer, die im Berliner Verkehr umkamen. Sie sprachen den betroffenen Familien ihr tiefstes Beileid aus und forderten Politiker auf, sofort zu handeln.

Bisher organisierte Changing Cities Kampagnen und förderte Projekte in Berlin und im ganzen Land – unter anderem die Fahrrad Initiativen. Diese Initiativen bilden ein Netzwerk aus Fahrradvereinen und -experten, um die Gefahren in den Verkehrsübergängen Deutschlands anzugehen.

#BundesRad: Sicher mit dem Rad unterwegs

#BundesRad ist eine von vielen Kampagnen von Changing Cities. Sie ist ein Verbund verschiedener Fahrradvereine, die ein gemeinsames Ziel verfolgen: Radfahren sicherer und attraktiver für jedermann machen. So wollen sie die Lebensqualität in den Großstädten und Gemeinden steigern. Changing Cities repräsentiert fast 700.000 Bürger, die den Fahrradverbund bisher mit ihren Unterschriften unterstützten.

Am 10.09.2020 präsentierte der Verein seine vier Forderungen an Gero Storjohann, dem Gründer und Vorsitzenden des Parlamentskreises Fahrrad im Bundestag. Die Forderungen wurden auch in Rathäusern von über 20 Gemeinden landesweit ausgehängt. Die Forderungen sind:

Priorisierung von Fußgängern und Radfahrern im öffentlichen Verkehr

Diese Forderung verlangt nach mehr Raum im Verkehr und Finanzierungen, die hauptsächlich den Fußgängern, Radfahrern und den öffentlichen Verkehrsmitteln zugute kommen. Das heißt, die Gelder fördern umweltfreundlichere und kostengünstige Transportnetzwerke, statt die motorisierten individuellen Verkehrsmittel. Der öffentliche Raum sollte so gestaltet sein, dass er den Bedürfnissen der Fußgänger, Radfahrer und des ÖPNV gerecht wird.

Nahtlose Infrastruktur

Eine nahtlose Infrastruktur ist nötig, um eine Alternative zu den motorisierten, individuellen Verkehrsmitteln zu schaffen. Auch weil eine umweltschonenderes und günstigeres Verkehrsnetz priorisiert werden sollte. Das Ziel einer Verkehrsplanung sollte sein, keine Verkehrstodesfälle und schwere Unfälle zu haben, indem eine nahtlos ineinandergreifende Infrastruktur entwickelt wird.

Nachhaltige Mobilität durch Finanzierungen fördern

Die Finanzierung der Mobilität in den Ländern sollte den gleichen Stellenwert haben wie andere Klimaziele, beispielsweise den europäischen Grünen Deal. Die direkten, indirekten und daraus folgenden Kosten der Automobilität sowie Subventionen sollten bei allen Maßnahmen berücksichtigt werden.

Rechtliche Vorgaben für nachhaltige Mobilität

Nachhaltige Mobilität zu erreichen, ist schwer, wenn keine rechtlichen Grundlagen vorhanden sind. Wenn die Legislatur eines Landes sich für nachhaltige Mobilität einsetzt, dann wird Druck auf den Staat ausgeübt. Glücklicherweise sind erfreuliche Fortschritte in diesem Bereich der Initiativen zu erkennen. Tübingens Oberbürgermeister, Boris Palmer, ist das Paradebeispiel hierfür. Er erklärte, dass die Stadt die Fördermittel für den Kauf von neuen Pedelecs (pedalbetriebene E-Bikes) um 200 Euro erhöht hat.

Wie Big Data in die Pedalen tritt

Um besonders die Radfahrer zu schützen, sind verschiedene Optionen vorhanden, wie Big Data eingesetzt werden kann:

Fahrrad-Navi

GPS-Daten von Fahrrädern, Feedback-Daten durch Crowdsourcing und sensorbasierte Daten können mit Satellitendaten und Wetterdaten kombiniert werden. Die Verbindung dieser Daten schafft eine große Menge an Möglichkeiten für Big-Data-Analysen. Oft als Verhaltensdaten bezeichnet, werden diese Informationen bereinigt, normalisiert, zusammengeführt und in ein datengesteuertes Fahrrad-Fahrverhaltensmodel extrahiert. Das Model hält fest, wie, wo und wann der Fahrer sein Rad benutzt.

Die Algorithmen der Navi-Daten von Rädern sind nicht zu verwechseln mit den Algorithmen, die in PKWs verwendet werden. Die Algorithmen von Autos sind so aufgebaut, dass nur Zeit und Distanz als Faktoren berücksichtigt werden, um die Fahrstrecke zu optimieren. Bei Fahrrädern handelt es sich um eine multikriteriellen Optimierung, die der multidimensionalen Herangehensweise ähnelt. Letztere wird bei Analysen von Zeitreihen genutzt und berücksichtigt ebenfalls mehrere Faktoren. Auf diese Weise kann der Fahrrad-Algorithmus nicht nur Zeit und Distanz berücksichtigen, sondern auch persönliche Fahrraderfahrungen in die Berechnungen einbeziehen.

Außerdem ist es sehr umständlich, Fahrrad zu fahren und dabei ein Smartphone in der Hand zu halten. Deshalb wird eine Sprachverarbeitung genutzt, die auf künstlicher Intelligenz basiert. Die Radfahrer profitieren davon, da sie die gewünschte Route nicht eintippen müssen.

Fahrradfreundliche Städte entwickeln

Anonymisierte Mobiltelefondaten können eingesetzt werden, um Probleme mit leistungsschwachen Datensammlungen und -analysen anzugehen. So kann herausgefunden werden, ob Städte Fahrradstrecken getrennt haben, um sie wieder miteinander zu verbinden und die Infrastruktur fahrradfreundlicher zu gestalten. Die Weltbank tat sich mit Sectretaria de Movilidad de Bogota und der öffentlichen Universität in Berkley zusammen, um herauszufinden, wie Mobiltelefondaten Informationen über Muster in der Mobilität herausgeben und so bei einer Umgestaltung der Infrastruktur behilflich sein können:

  • Sie nutzten Daten einer Fitness-App, namens Biko, um Fahrradrouten in Bogota zu analysieren und die größten Lücken und Hindernisse auf diesen Strecken ausfindig zu machen.
  • Des Weiteren machten sie Gebrauch von Mobilfunkmasten, um mehr über die verschiedenen Arten der Mobilität zu verstehen. Dazu gehören Privatfahrzeuge, öffentliche Verkehrsmittel und Gehen.

Einige Ergebnisse der Studie:

  • 4.1 Millionen Kurz- und Langstreckenfahrten hätten mit dem Rad zurückgelegt werden können.
  • Eine klare Verbindung zwischen dem Vorhandensein von Radstrecken und der Fahrradnutzung wurde dank des Trackings von Biko festgestellt.
  • Eine Verbindung zwischen Lücken im Radverkehrsnetz und geringer Nutzung von Fahrrädern wurde identifiziert.
  • Im sozio-ökonomischen Kontext variiert die Fahrradnutzung sehr stark von Wohngegend zu Wohngegend. In Stadtteilen, in denen ein geringes Einkommen pro Kopf verzeichnet wurde, radeln die Menschen weniger, da kaum Radfahrstreifen vorhanden sind.
  • Die Studie schlussfolgerte, dass Investitionen in die Infrastruktur der Stadtteile mit geringen Einkommen und Gebiete mit großen Lücken im Radverkehrsnetz priorisiert werden müssen.

Warum ist uns das so wichtig?

Weil wir daran glauben, dass Menschen ein Recht darauf haben, sicher zu verreisen. Allerdings wissen wir auch, dass viele Menschen sich täglich Gefahren im Verkehr aussetzen, wenn sie öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass viele Radfahrer mit ihrem Rad den ÖPNV nutzen.

Die meisten Städte sind nicht fußgänger- oder fahrradfreundlich, sodass Changing Cities beispielsweise mit dem Spruch “Ja, wir sind die mit dem Fahrrad-Volksentscheid” auf ihrer Webseite wirbt. Solche Aussagen belegen, dass die Städte auf die Bedürfnisse der Fußgänger, Radfahrer und ÖPNV-Nutzer eingehen müssen. Vielleicht wird diese Organisation in Kombination mit den genannten Big-Data-Methoden andere Länder dazu inspirieren, ihre Stadtplanungen zu überdenken.

Uns sind nicht nur nachhaltige Lösungen wichtig, sondern auch Regelkonformitäten. Wenn die Verwendung von Big Data keine Rechtssicherheit bietet, dann ist der Erfolg von datengesteuerten Nachhaltigkeitsprojekten gefährdet. Jedoch macht in Rechtskreisen der Gedanke die Runde, dass die Legislatur und der Staat nicht immer zu Gunsten einer fortschreitenden Welt arbeiten. Dieser Gedanke könnte Rechtsvertreter dazu motivieren, ihre eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen.

Erinnern Sie sich noch an Joaquin Phoenix Dankesrede bei den Oscars 2020? Er sagte, dass Menschen dazu fähig sind, zu jedem Problem eine Lösung zu finden, vor allem dann, wenn sie die Welt zu einem besseren Ort machen wollen. Seine Rede könnte gut zu unserem Thema passen.

“… das Beste im Menschen, ist voll von Kreativität, Erfindergeist und Raffinesse. Wenn wir uns von Liebe und Barmherzigkeit leiten lassen, können wir Systemveränderungen kreieren, entwickeln und implementieren, von denen alle fühlenden Wesen und die Umwelt profitieren können.”

Übersetzter Auszug aus Joaquin Phoenix Rede bei den Oscars 2020.

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