Ist die Nutzung des ÖPNV während der COVID-19-Pandemie wirklich sicher?

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Die Menschen fürchten sich vor einer Infektion mit COVID-19 im ÖPNV. Ist diese Angst jedoch berechtigt? Wie hoch stehen die Chance, dass man sich im ÖPNV tatsächlich ansteckt?

Das Infektionsrisiko im ÖPNV

Im vergangenen Jahr wurden verschiedene Studien zum Infektionsrisiko bezüglich COVID-19 im ÖPNV durchgeführt und veröffentlicht. Eine Studie trug den Namen “Clusters of Coronavirus Disease in Communities” (dt. Corona-Infektions-Cluster in Gemeinschaften), die von Yuki Furuse et al unternommen wurde. Sie wurde im September 2020 in der Fachzeitschrift Emerging Infectious Diseases (dt. Aufkommende Infektionskrankheiten) veröffentlicht.

Im Zeitraum Januar bis April 2020 haben Forscher 3.184 COVID-19-Fälle in Japan untersucht und 61 Infektions-Cluster in Gebäuden des Gesundheitswesen und anderen Räumlichkeiten wie Restaurants, Kneipen, Arbeitsplätzen, Konzerten, Fitnessstudios, Feierlichkeiten und Flugzeugen entdeckt. Und im ÖPNV? Nichts.

In einem Bericht über Infektions-Cluster, der im Juni 2020 von der Santé Publique France (die französische Gesundheitsbehörde) herausgegeben wurde, wird der ÖPNV mit keinem Wort erwähnt. Die erste Tabelle des Berichts zeigte, dass keine Clusterbildungen im ÖPNV zu sehen waren. Das bestätigt die Schlussfolgerung, dass keine der Infektions-Cluster in Frankreich in Verbindung zum ÖPNV stehen.

Studien beweisen, dass keiner der Infektions-Cluster im Zusammenhang mit dem ÖPNV stehen. Aber warum?

Wie ist das möglich? Wir haben ein paar Gründe zusammengetragen.

Im Juli 2020 wurde ein Bericht publiziert, der aus der Zusammenarbeit eines Forschungsteams der University of Southampton mit der Chinese Academy of Science (dt. chinesische Akademie der Wissenschaften), China Academy of Electronics and Information Technology (dt. chinesische Akademie für Elektro- und Informationstechnologie) und der Chinese Centre for Disease Control and Prevention (dt. chinesische Seuchenschutzbehörde) entstand. Die Forscher analysierten das Infektionsrisiko mit COVID-19 in einem Zugwaggon, der eine infizierte Person beförderte.

Das Forschungsteam sammelte zwischen Dezember 2019 und März 2020 anonymisierte Daten von Chinas Hochgeschwindigkeitszug G. Sie stellten fest, dass die Nähe zwischen den Fahrgästen und ihrer gemeinsamen Fahrtzeit, einen Unterschied in der Ausbreitung von COVID-19 bedeuten kann.

  • Fahrgäste, die neben einer infizierten Person sitzen, sind einem Infektionsrisiko von 3,5% ausgesetzt, während Personen, die die gleiche Sitzreihe mit dem erkrankten Menschen teilten, ein Infektionsrisiko von 1,5% hatten.
  • Kurioserweise wurde entdeckt, dass nur 0,075% der Fahrgäste, die einen Sitz belegten, den eine infizierte Person vorher benutzt hatte, angesteckt wurden.
  • Insgesamt erhöht sich das Risiko um 0,15% mit jeder weiteren Stunde, in der man die Reisezeit mit einer infizierten Person teilte.
  • Bei Fahrgästen, die in der Nähe einer infizierten Person sitzen, erhöht sich das Infektionsrisiko um 1,3% pro Stunde während der gemeinsamen Fahrt.

Interessanterweise haben Dr. David Green, Dr. Jie Zhou und Carl Desouza jeden Monat, im Zeitraum September bis Dezember 2020, 20 Proben von häufig berührten Oberflächen und der Luft im öffentlichen Verkehrswesen Londons gemacht. Raten Sie mal was herauskam. Die Tests enthielten keine Spur von einer SARS-CoV-2-DNA. NICHTS. Sie führten die Ergebnisse auf ein höheres Aufgebot an Reinigungen im ÖPNV und der umfassenden Maskenpflicht sowie eines niedrigen Belegungsgrades zurück, die während der Probeentnahme vorherrschten.

Lassen Sie aber die Kirche im Dorf. Denn ein weiterer Faktor sollte nicht vernachlässigt werden, die Lüftung. Ein Forschungsbericht aus dem Jahr 2018 von Goscé und Johansson, mit dem Titel “Analysing the link between public transport use and airborne transmission: mobility and contagion in the London underground” (dt. Untersuchung der Verbindung zwischen dem ÖPNV und einer Luftübertragung: Mobilität und Ansteckung im Londoner U-Bahn-Netz) belegte eine Verbindung zwischen dem Londonder U-Bahn-Netz und grippeähnlichen Erkrankungen, aufgrund einer überfüllten und beengten Umgebung des U-Bahn-Netzes.

Im Juni 2020 wurde der Artikel “Transmission of respiratory viruses when using public ground transport” (dt. Übertragung von Atemwegserkrankungen während der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel) im South African Medical Journal veröffentlicht, der die vorangehenden Ergebnisse widerspiegelt:

“Die Berichtsergebnisse weisen darauf hin, dass die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln das Risiko einer viralen Übertragung erhöht. Das Infektionsrisiko ist auf die Verbindung zwischen der Nutzung des ÖPNV und dem Auftreten grippeähnlicher Symptome zurückzuführen. Das Übertragungsrisiko steigt, je länger die gemeinsame Fahrt dauert und je größer die räumliche Nähe eines Fahrgasts zu einer erkrankten Person ist.

Der Bericht zeigte ebenfalls zwei Modellstudien auf, die darauf hinwiesen, dass eine angemessene Lüftung die Wahrscheinlichkeit einer viralen Übertragung von Atemwegserkrankungen, durch einen infizierten Fahrgast, reduziert.”

Ein Auszug aus dem Fazit des Artikels “Transmission of respiratory viruses when using public ground transport: A rapid review to inform public health recommendations during the COVID-19 pandemic” von Zhen, Chan, Schoonees, Apatu, Thabane and Young (2020).

Ist die Nutzung des ÖPNV während der Pandemie nun sicher?

Ja, die Nutzung des ÖPNV ist sicher, allerdings unter den folgenden Gesichtspunkten:

  • Sie sitzen oder stehen sehr weit weg von anderen Fahrgästen.
  • Der Belegungsgrad erlaubt Ihnen weit weg von anderen zu sitzen oder zu stehen.
  • Sie teilen nicht lange Fahrtzeiten mit den selben Fahrgästen.
  • Sie tragen Ihren Mund-Nasen-Schutz vorschriftsgemäß.
  • Sie wahren Handhygiene.
  • Die Fahrzeuge werden gründlich und regelmäßig gereinigt.
  • Die Fahrzeuge werden ordentlich gelüftet.

Der ÖPNV ist ein sicherer Bereich, wenn die Fahrgäste die Abstandsregeln wahren, ihre gemeinsamen Fahrtzeiten auf ein Minimum beschränken können, die Masken ordentlich anziehen, Handhygiene einhalten und weitere Maßnahmen ergreifen. Aus diesem Grund ist die Zusammenarbeit zwischen Betreibern des ÖPNV und den Fahrgästen unumgänglich. Die Betreiber sind für das Gebrauchmachen der Standardarbeitsanweisung verantwortlich und für das Anpassen der Arbeitsprozesse, während die Fahrgäste sich an die Anweisungen gründlichst halten sollten.

Die Aufgaben der Betreiber von öffentlichen Verkehrsmitteln

Was können Betreiber von öffentlichen Verkerhsmitteln tun, um ihre Fahrgäste vor COVID-19 zu schützen?

  1. Belegungsdaten liefern, um Fahrgäste dabei zu unterstützen, die besten Fahrtzeiten und -strecken zu bestimmen, und damit überfüllte Fahrzeuge zu vermeiden. Dazu können sie von den verschiedenen Methoden der Personenzählung gebrauch machen, die das Sammeln von Belegungsdaten im ÖPNV ermöglichen.
  2. Fahrgästen beim Abstand halten helfen, indem mehr Busse und Züge in Betrieb genommen werden sowie ein Belegungslimit eingerichtet wird.
  3. Die öffentlichen Verkehrsmitteln sollten gut gelüftet sein, damit die Fahrgäste nicht durchgehend die gleiche Luft einatmen.
  4. Innenbereich der Fahrzeuge häufig und gründlich reinigen. Dazu gehören folgende Bereiche: Sitze, Stangen, Handschlaufen, die Tasten an Fahrstühlen und die Oberflächen in Toiletten, die von vielen verschiedenen Fahrgästen berührt werden.
  5. Die Bahnhöfe und Haltestellen mit Desinfektionsmitteln, Seifen und kontaktlosen Geräten versorgen. Kontaktlose Geräte stellen sicher, dass die Fahrgäste Oberflächen von beispielsweise Verkaufsständen, Ticketautomaten, Drehkreuzen, Handschlaufen, Fahrstuhlknöpfen und Mülleimern nicht berühren müssen.

Die Aufgaben der Fahrgäste

Wie können Fahrgäste reisen, ohne angesteckt zu werden und COVID-19 zu verbreiten?

  1. Vermeiden Sie unwichtiges Verreisen, vor allem wenn Sie krank sind. Wenn Sie im Home-Office arbeiten können, dann tun Sie das bitte.
  2. Wenn Sie auf den ÖPNV angewiesen sind, dann sollten sie zur bestmöglichen Zeit reisen, wie z. B. bei geringerer Belegung. Hier kommen Belegungsdaten (wie vorhin erwähnt) ins Spiel. Wenn Sie zur Arbeit fahren müssen, bitten Sie Ihren Arbeitgeber um flexible Arbeitsstunden, damit Sie hohe Belegungsgrade vermeiden können.
  3. Warten Sie auf ein weniger belegtes Fahrzeug.
  4. Tragen Sie Ihre Maske ordentlich. Sie sollte sowohl Ihren Mund als auch Ihre Nase vollständig bedecken.
  5. Halten Sie den Abstand zu anderen Person, sodass Sie mindestens zwei Meter von ihnen entfernt stehen oder sitzen.
  6. Um ganz sicherzugehen, vermeiden Sie die Berührung von Oberflächen wie Stangen (und gleich daraufhin die Berührung Ihres Gesichts), auch wenn die Betreiber den Innenbereich gründlich reinigen.
  7. Wenn Sie aber Oberflächen wie Stangen und Handschlaufen berühren müssen: Desinfizieren Sie Ihre Hände! Benutzen Sie ein Handdesinfektionsmittel mit min. 60% Alkohol (nicht den, den man trinkt). Wenn Sie zu Hause, an Ihrem Arbeitsplatz oder irgendeinen Ort mit Wachbecken angekommen sind, waschen Sie Ihre Hände mit Wasser und Seife für min. 20 Sekunden. Am besten werfen Sie Ihre Kleidung direkt in die Waschmaschine und duschen sich ab, sobald Sie zu Hause sind.
  8. Vermeiden Sie das Reden, Trinken und Essen während der Fahrt. Nichts zu essen oder zu trinken ist oftmals leicht an Orten einzuhalten, die beides verbieten, aber Sie sollten sich ernsthaft überlegen, ob Sie wirklich reden müssen. Wenn Sie hungrig oder durstig sind, dann nehmen Sie außerhalb von öffentlichen Verkehrsmitteln und Orten mit wenigen Menschen etwas zu sich.

“Wenn Sie im ÖPNV einer Person so nah stehen, dass Sie ihren nach Knoblauch riechenden Atem wahrnehmen können, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Sie auch mögliche Viren der Person einatmen.”

Dr. Julian Tang, Virologe an der University of Leicester. Zitat nach BBC hinsichtlich den Themen Nähe und geschlossenem Luftraum.

Lieber Vorsicht als Nachsicht

Die Maßnahmen könnten zum jetzigen Zeitpunkt etwas offensichtlich wirken. Der Artikel soll jedoch eine Erinnerung sein, die Regeln ernst zu nehmen, um die Bemühungen, die Pandemie einzudämmen, nicht zu torpedieren.

Bequemlichkeit könnte den Kampf gegen die Pandemie in echte Gefahr bringen. Der wichtigste Faktor für das Wiederaufleben der COVID-Fälle war das selbstgefällige Verhalten der Bürger, als die Regelungen etwas gelockert wurden, indem sie alle Regeln des Social Distancing über Bord warfen.

Aber COVID-19 ist weiterhin ein großes Problem

Behalten Sie das Folgende im Gedächtnis: Es braucht nur eine Person, die eine andere infiziert, um COVID-19 wieder aufkeimen zu lassen.

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Dhanhyaa

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